Weibernetz fordert: Bei allen Maßnahmen an Flüchtlinge mit Behinderung denken!

Eine Vielzahl der Kinder und Erwachsene, die zu uns flüchten, haben auch Beeinträchtigungen – laut Schätzungen sind es 10-15 Prozent. Sie benötigen Hilfsmittel, Unterstützung, Schutz, barrierefreie Unterkünfte und anders. All diese Aspekte müssen dringend in Schutzkonzepten, Leitfäden für Erstaufnahmestellen und so weiter berücksichtigt werden!

Bei der aktuellen Debatte um Flüchtlinge in Deutschland wird meist ausgeblendet, dass eine Vielzahl der Kinder und Erwachsene, die zu uns flüchten auch Beeinträchtigungen haben – laut Schätzungen sind es 10-15 Prozent. Sie benötigen Hilfsmittel, Unterstützung, Schutz, barrierefreie Unterkünfte und anderes.

Um die nötigen Hilfen zu bekommen, müssen sie eine Vielzahl von Anträgen bei unterschiedlichen Ämtern stellen, auf deren Bewilligung sie lange warten müssen. Das gilt zum Beispiel für Papiere wie Anerkennung der Schwerbehinderung und einen Schwerbehindertenausweis.

Währenddessen versagen verschiedene Krankenkassen notwendige Hilfsmittel. Hinzu kommt, dass die meisten Unterkünfte nicht barrierefrei sind. Frauen mit Behinderung (und ihre Kinder) müssen zudem vor Gewalt geschützt werden.

All diese Aspekte müssen dringend in Schutzkonzepten, Leitfäden für Erstaufnahmestellen und so weiter berücksichtigt werden!

Dabei ist es nicht zielführend, wenn in aktuellen Diskussionen, sei es um menschenwürdige Unterbringungsmöglichkeiten, Schutzkonzepte für Frauen oder Aufstockung von Beratungsstunden die verschiedenen Merkmale, die berücksichtigt werden, gegeneinander ausgespielt werden oder eine Wertigkeit vorgenommen wird.

Es ist völlig unverständlich, wenn bei den aktuell verfassten Papieren zu Mindeststandards, Schutzkonzepten und so weiter wieder einmal Aspekte, die im Zusammenhang mit Behinderung stehen, fehlen.

Es kann nicht sein, dass infolge der Herausforderungen im Zusammenhang mit den vielen flüchtenden Menschen alle Aspekte der Barrierefreiheit, an denen es bekanntermaßen fehlt, erneut hinten angestellt werden sollen. Das wird dann nämlich dazu führen, dass beispielsweise zwar vereinzelt Schutzräume für Frauen zur Verfügung gestellt werden; wenn der Aspekt der Barrierefreiheit jedoch nie thematisiert wurde, eine Frau mit Behinderung gegebenenfalls leider keinen entsprechenden Schutz bekommt.

Wenn jetzt schon mal Geld in die Hand genommen wird, um Teile der vorhandenen Infrastruktur wie Beratungsstellen und so weiter besser auszustatten, um auch Flüchtlinge beraten zu können, dann doch bitte gleich so, dass auch Aspekte der Barrierefreiheit mit berücksichtigt werden!

Dezember 2015
Brigitte Faber und Martina Puschke



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