Weibernetz fordert: Konsequente Barrierefreiheit beim neuen Hilfetelefon gegen Gewalt gegen Frauen bis hin zu den örtlichen Strukturen

Die Politische Interessenvertretung behinderter Frauen im Weibernetz e.V. begrüßt den Start des neuen bundesweiten Hilfetelefons gegen Gewalt gegen Frauen und wünscht dem Angebot ein gutes Gelingen

Das Hilfetelefon wird täglich rund um die Uhr erreichbar sein und ist barrierefrei. Gehörlosen Frauen stehen Informationen in Gebärdensprache zur Verfügung, Anrufe sind per Computerkamera und einem zwischengeschalteten Dolmetschdienst möglich. Für Frauen mit Lernschwierigkeiten stehen Informationen in Leichter Sprache zur Verfügung.

Dies waren Grundbedingungen der Barrierefreiheit, um auch Frauen mit Beeinträchtigungen die neue Dienstleistung zu ermöglichen und Weibernetz freut sich, dass diese pünktlich zum Start realisiert wurden. Denn gerade Frauen mit Behinderung müssten das neue Angebot eigentlich besonders häufig in Anspruch nehmen, weil sie von allen Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt die meiste Gewalt erfahren. Sie erleben zum Beispiel zwei bis dreimal häufiger sexualisierte Gewalt als andere Frauen.

„Das Hilfetelefon ist eine erste unbürokratische und kostenlose Anlaufstelle und wir hoffen, dass hierdurch vielen Frauen geholfen wird, die bislang den Weg zu einer Beratungsstelle gescheut haben. Wenn jedoch weitere Unterstützung durch Beratungsstellen vor Ort oder Schutz im Frauenhaus notwendig ist, müssen auch diese Schutzeinrichtungen barrierefrei sein. Sonst bleiben Frauen mit Behinderung außen vor“, führt Brigitte Faber, Projektleiterin im Weibernetz aus.

Weibernetz hatte bereits in seiner Stellungnahme zum Hilfetelefongesetz darauf hingewiesen, dass zum einen die Datenbank im Hintergrund des Hilfetelefons sehr detailliert aufschlüsseln muss, welche Angebote vor Ort barrierefrei zugänglich sind, damit Anruferinnen Auskunft über barrierefreie Unterstützungsangebote erhalten können. Und selbstverständlich müssen die Beratungsstellen und Frauenhäusern sukzessive barrierefrei ausgebaut werden, um Frauen mit Behinderung die gleiche Unterstützung zu gewährleisten wie allen Frauen.

Der im letzten Jahr von der Bundesregierung veröffentlichte Bericht zur Situation der Frauenhäuser und Fachberatungsstellen zeigt deutlichen Nachholbedarf in Sachen Barrierefreiheit. So sind Frauenhäuser nur vereinzelt rollstuhlzugänglich oder für Frauen mit psychischer Beeinträchtigung geeignet. Bei den Fachberatungsstellen sind inzwischen etwa die Hälfte teilweise zugänglich.

„Die meisten Frauenhäuser und Fachberatungsstellen wollen barrierefrei werden. Die Realisierung ist jedoch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht zum Nullkostentarif zu erhalten sind. Es kann nicht sein, dass es nun zwar ein barrierefreies Hilfetelefon zur Erstberatung gibt, die notwendigen Unterstützungsstrukturen vor Ort jedoch weiterhin vielen Frauen mit Behinderung verschlossen bleiben“, fordert Brigitte Faber abschließend anlässlich des Internationalen Frauentags.



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