Gender-Pay-Gap auch in Werkstätten für behinderte Menschen

Die Politische Interessenvertretung behinderter Frauen im Weibernetz e.V. fordert eine geschlechtergerechte Bezahlung von Werkstattbeschäftigten.

Der soeben vom Bundesarbeitsministerium veröffentlichte zweite Zwischenbericht der Studie für ein künftiges Entgeltsystem in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) belegt, dass weibliche Beschäftigte in WfbM rund 7 Prozent weniger Entgelt erhalten als ihre männlichen Kollegen (Gender-Pay-Gap). Geschlechtsdiverse Menschen erhalten sogar noch weniger Geld am Monatsende.

Dem Bericht zufolge beträgt der Gender-Pay-Gap auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt 18 Prozent, bei ausschließlicher Betrachtung vergleichbarer Tätigkeiten und Qualifikationen bei 6 Prozent.

Monika Bach vom Vorstand des Weibernetz e.V. empört sich: „Es gibt keine Begründung, Frauen oder geschlechtsdiverse Menschen schlechter zu bezahlen. Der Gender-Pay-Gap gehört abgeschafft! Es muss überall eine geschlechtergerechte Bezahlung erfolgen, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und in Werkstätten. Alles andere ist Diskriminierung!“

In dem zweiten Zwischenbericht heißt es weiter, dass die unterschiedliche Entgelthöhe „nur zu einem kleinen Teil mit dem Geschlecht der Beschäftigten zusammen“ hänge. Vielmehr sei die Art des Arbeitsplatzes ausschlaggebend, also ob die Beschäftigten in der WfbM oder in ausgelagerten Arbeitsplätzen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig seien.

„Verstehe ich das richtig?“, fragt sich Monika Bach: „Männer arbeiten häufiger in Außenarbeitsplätzen und bekommen deshalb etwas mehr Geld? Warum sind Frauen und geschlechtsdiverse Menschen seltener außerhalb der Werkstatt beschäftigt? Das klingt nach einer weiteren Diskriminierung. Ganz abgesehen davon, dass es ein Unding ist, dass Menschen in WfbM für ein Taschengeld arbeiten.“

Die Studie ist noch nicht abgeschlossen. In weiteren Schritten sollen unter anderem die Frauenbeauftragten der Werkstätten zum Entgeltsystem und ihren Vorstellungen für die Zukunft befragt werden.

„Liebe Frauenbeauftragte: Streitet für Eure Rechte in der WfbM und schaut Euch genau an, woran es liegt, dass Frauen und geschlechtsdiverse Menschen weniger Geld bekommen! Wir sind an Eurer Seite!“ ermutigt Monika Bach abschließend das neue Bundesnetzwerk der Frauen-Beauftragten in Einrichtungen – Starke.Frauen.Machen. e.V.

Die bundesweite Politische Interessenvertretung behinderter Frauen im Weibernetz e.V. setzt sich für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigung, insbesondere für die Stärkung der Gleichstellung, der Gleichberechtigung und des Gewaltschutzes durch Partizipation und Vernetzung ein. Gefördert wird die Interessenvertretung vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

V.i.S.d.P. Martina Puschke



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