Gynäkologische Versorgung - Nicht für alle selbstverständlich

Foto von einem gynäkologischen Stuhl
Foto: Weibernetz

Was für Mädchen und Frauen eine Selbstverständlichkeit ist, für Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigung oftmals erschwert bis unmöglich: der Besuch einer gynäkologischen Praxis oder die Teilnahme an Früherkennungsmaßnahmen.

Gleiches gilt für weitere Angebote rund um die Themenbereiche Verhütung, Schwangerschaft und Geburt. So sind Beratungsstellen zur Sexualität oder zu Familienplanung aber auch Kurse wie Schwangerschafts- oder Geburts­vor­bereitungs­kurse oder auch Stillgruppen häufig weder von den Gegebenheiten noch von der Fachkenntnis her auf Mädchen und Frauen mit Behinderung eingestellt.

Ein erster barrierefreier Geburtsvorbereitungskurs wird seit 2010 von der profa in Frankfurt angeboten. Wenn es weitere ausdrücklich barrierefreie Geburts­vor­bereitungs­kurse geben sollte, so sind diese jedenfalls nicht ausreichend bekannt.

Seit spätestens 2016 ist die Situation in der Politik als Problem anerkannt. Im zweiten Teilhabebericht der Bundesregierung heißt es (Seite 345):

„Für behinderte Frauen, insbesondere mit eingeschränkter Mobilität, liegt dieser gleichwertige Zugang nach wie vor in weiter Ferne, da es derzeit nur wenige barrierefreie gynäkologische Praxen gibt (Böllert 2015), sodass behinderte Frauen oftmals lange Wartezeiten und Anfahrten haben – oder aber überhaupt keine Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen.“

Die wissenschaftliche Studie der Universität Bielefeld unter Leitung von Prof. Dr. Claudia Hornberg „ Evaluation von Spezialambulanzen und gynäkologischen Sprechstundenangeboten zur gynäkologischen und geburtshilflichen Versorgung von Frauen mit Behinderung“ (kurz E-Gyn) belegt in dem in 2019 veröffentlichten Abschlussbericht die von Frauen mit Behinderung seit langem beklagte Situation (Seite 5):

„Die Ergebnisse der Studie bestätigen die defizitäre gynäkologische Versorgungssituation für Frauen mit Behinderung aufgrund unzureichender wohnortnaher barrierefreier Praxen.“

Zum Nachlesen

Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Referat Information, Monitoring, Bürgerservice, Bibliothek, 2016 (HG):

Abschlussbericht zum Vorhaben „Evaluation von Spezialambulanzen und gynäkologischen Sprechstundenangeboten zur gynäkologischen und geburtshilflichen Versorgung von Frauen mit Behinderung" der Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Arbeitsgruppe 7 – Umwelt und Gesundheit, Prof. Dr. Hornberg, Claudia et al (2019), Bielefeld:



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