Interview mit der Behindertenbeauftragten Verena Bentele

Brigitte Faber, Martina Puschke und Behindertenbeauftrage Verena Bentele beim Interview
Foto: Weibernetz

Anlässlich ihres ersten Jahres als Behindertenbeauftragte des Bundes interviewten Brigitte Faber und Martina Puschke Verena Bentele. Sie sagt: „Leider ist es immer noch so, dass Frauen, und insbesondere Frauen mit Behinderung, in vielen Fällen besonders benachteiligt sind.“

Auszug des Interviews

Zitat:

Verena Bentele:

„Sei es in der Bildung oder im Beruf, Frauen mit Behinderung müssen sich noch immer mehr behaupten und werden öfter diskriminiert. Das Thema Bildung ist mir ein wichtiges Anliegen.

Es ist heute immer noch nicht selbstverständlich, dass Mädchen und Frauen mit Behinderungen gleiche Bildungschancen haben wie alle anderen. Oft wird von anderen bestimmt, welche Ausbildung durchlaufen und welcher Beruf ausgeübt wird. Frauen mit Behinderung im Studium haben es oft schwerer als ihre Mit-Studentinnen und -Studenten, weil die erforderlichen Hilfen und Beratungsangebote nicht oder nur unzureichend zur Verfügung stehen.

Wichtig ist auch, dass Frauen und Mädchen mit Behinderung bestimmen sollen, wo sie leben möchten und mit wem, und wer ihre Assistenz sein soll.

Sie sollen ein Sexualleben haben und eine Familie gründen dürfen. Da müssen wir mehr Unterstützung ermöglichen durch Elternassistenz und unterstützte Elternschaft.

Erschreckend finde ich es, wenn Frauen und Mädchen in Einrichtungen beklagen, dass sie keine Privatsphäre haben. Das ist doch für andere Menschen selbstverständlich. Und damit einhergehend die Tatsache, dass Frauen und Mädchen mit Behinderung um ein Vielfaches öfter von Gewalt in unterschiedlicher Form betroffen sind.

Das muss aufhören.“

Weibernetz: Sie setzen sich erfolgreich für Frauenbeauftragte in Einrichtungen ein

Sind aus Ihrer Sicht in dieser Legislaturperiode noch weitere Erfolge für Frauen erreichbar?

Verena Bentele:

„Ich setze mich für das Budget für Arbeit ein. Mädchen und Frauen mit Behinderung, die heute in Werkstätten für behinderte Menschen sind, sollen Alternativen bekommen. Darin sehe ich große Chancen für die Entwicklung alternativer Lebensmodelle.

Ich hoffe auch, dass wir bei der Reform der Eingliederungshilfe weiter kommen. Wenn es gelingt, ein Bundesteilhabegeld einzuführen, das als Budget für eigene Zwecke wie zum Beispiel für Assistenz oder für Gebärdensprachdolmetscher eingesetzt werden kann, dann vergrößern sich auch die Teilhabechancen.

Ich hoffe, dass dann ganz viele Mädchen und Frauen mit Behinderung davon Gebrauch machen und ihnen das zu mehr Selbstbestimmung verhilft.“



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